Praktikum bei MdEP Tiemo Wölken
vom 9. bis zum 13. Oktober 2017
Von Kirsten Reiners
Vom 09.10 bis zum 13.07.2013 wurde mir, Kirsten Reiners, Schülerin des Gymnasium Ulricianum Aurich, 12. Jahrgang, ein Praktikum bei dem Europaabgeordneten Tiemo Wölken ermöglicht.
Tiemo Wölken ist SPD-Angehöriger und Teil der Fraktion der Progressiven Allianz der Sozialdemokraten im Europäischen Parlament (S&D). Er ist sowohl Mitglied im Haushaltsausschuss (BUDG) als auch Stellvertreter im Ausschuss für Umweltfragen, öffentliche Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (ENVI) sowie im Rechtsausschuss (JURI). Während meines Praktikums im Europaparlament habe ich Herrn Wölken und seine Assistenten zu verschiedenen Sitzungen der Ausschüsse begleitet oder an Einzelgesprächen von Herrn Wölken mit anderen Politikern teilgenommen.
So konnte ich an einem breiten Spektrum von verschiedenen Bereichen in der Politik auf europäischer Ebene teilnehmen.
Am Montag begab ich mich zum Eingang des Europaparlaments am Place de Luxembourg, an dem ich von der sehr freundlichen Assistenten Tara Hadviger in Empfang genommen und zunächst einmal zur Akkreditierung geführt wurde, um einen Ausweis zu erlangen, mit dem ich Einlass in das Europaparlament bekam. Die Sicherheitsmaßnahmen sind im Europaparlament sehr hoch. Danach liefen wir zum Büro von Herrn Wölken, in dem ich herzlich in Empfang genommen wurde. Ich unterhielt mich kurz mit Herrn Wölken und ich lernte auch die anderen beiden freundlichen Assistenten Herr Heberer und Frau Oliveira kennen.
Am Montag wurde mir außerdem ein Einblick in das Europaparlament durch eine Führung von Frau Hadviger ermöglicht, bei der mir deutlich wurde, wie riesig das Europaparlament ist. Neben Büros der Abgeordneten mit ihren Assistenten und den Sälen für die verschiedenen Sitzungen gab es auch ein eigenes Fernsehstudio, einen Supermarkt, eine Wäscherei, eine Bibliothek und sogar ein Fitnessstudio für die Mitglieder des Europaparlamentes. Überdies beeindruckten mich die verschiedenen Sprachen, in denen sich in den vielen Büros oder auf dem Flur unterhalten wurde.
Am Nachmittag nahm ich zudem an einer Sitzung mit der Fraktion und einem Briefing zum Europäischen Solidaritätskorps teil, für das sich Herr Wölken engagiert. Somit endete mein erster Tag im Europaparlament, der mir große Freude auf die kommende Woche verschaffte.
In den nächsten Tagen erschien ich gegen neun Uhr im Europaparlament und nahm an mehreren Sitzungen zu verschiedenen Themen teil. Durch die Mitgliedschaft in den unterschiedlichen Bereichen konnte ich einen vielfältigen Einblick erlangen. Am Dienstag konnte ich z. B. an einer sehr aufschlussreichen Sitzung im BUDG teilnehmen, zu der auch der belgische Politiker und Europaabgeordnete Verhofstadt eingeladen war. In dieser Veranstaltung wurde ich neben den anderen Zuhörern über den Brexit im Zusammenhang mit der Position der EU zu diesem Thema und deren Bedingungen informiert. Ich empfand diese Sitzung mit als eine der eindrucksvollsten Veranstaltungen, an denen ich während der Woche teilnahm, da man nun live miterleben konnte, wie sich Politik auf europäischer Ebene, welche man sonst nur im Fernsehen verfolgt, anfühlt.
Es wurde deutlich gemacht, dass vorerst die Klärung der finanziellen Fragen, der Bürgerrechte und der Grenzfragen verhandelt werden muss, bevor man in die nächste Phase der Gespräche übergeht.
Im weiteren Verlauf des Tages nahm ich noch an zwei weiteren Sitzungen teil, die sich mit Gesundheit beschäftigten und zum Bereich ENVI gehörten. Die erste beschäftigte sich mit dem Thema digitale Gesundheits- und Sozialversicherungen, bei dem Vertreter nationaler Krankenversicherer innovative, digitale Lösungen vorstellten. Die EU muss hierbei den Rechtsrahmen z. B. in Bezug auf Datenschutz herstellen und die Interoperabilität ermöglichen. Die zweite umfasste das Thema „The Future of Medical Research“, wobei es sich um Tierversuche in der Humanmedizin handelt. Es wurde von verschiedenen Professoren und Forschern gezeigt, dass Tierversuche in den Medien häufig sehr grausam dargestellt werden, die Wirklichkeit sich jedoch anders gestaltet. Die Bevölkerung werde durch „Horrorbilder“ manipuliert. Mir wurde deutlich, dass durch Versuche mit Tieren z. B. in der Krebsforschung effiziente Medikationen gefunden werden konnten und den Menschen hierdurch außerordentlich geholfen werden konnte. Die EU solle hier eine aufklärende Rolle in den nächsten Jahren spielen, sodass die Genehmigung von Tierversuchen weiterhin erlaubt werde und man so weitere Fortschritte in der Humanmedizin ermögliche.
Mittwoch stand eine Anhörung zu den Mansanto Papers und Glyphosat, einem Unkrautvernichtungsmittel, an. Das Europäische Parlament muss demnächst darüber abstimmen, ob sie Glyphosat weiterhin als Unkrautvernichtungsmittel in der EU zulassen. Kritisch an Glyphosat ist, dass es entgegen der Meinung vom European Food Safety Authority (EFSA), welche behaupten, Glyphosat sei sicher, von der International Agency for Research on Cancer (ISRC) als „wahrscheinlich für Menschen krebserregend“ eingestuft wurde.
Auch hier wurde mir erneut bewusst, wie nah die Europapolitik den Menschen ist und welche eine Tragweite diese hat. Neben einer weiteren Sitzung im Bereich ENVI konnte ich am Abend mit Herrn Wölken zum European Citizen Prize gehen, der im Europaparlament stattfand. Bei diesem Preis werden Bürger oder Gruppen aus Europa geehrt, die sich besonders für Europa oder den europäischen Gedanken einsetzten.
Somit stehen neben Sitzungen und Abstimmungen auch repräsentative Aufgaben auf dem Plan eines Abgeordneten des EU-Parlaments. Im weiteren Verlauf nahm ich noch an anderen Sitzungen wie zum Beispiel einer Informationsveranstaltung zum UN-Gipfel 2020 oder einer Anhörung eines Kommissars zum Plastikverbrauch in Europa teil. Außerdem habe ich die Landesvertretung Niedersachsen in Brüssel besucht und konnte mit Herrn Wölken und seiner Assistentin noch an einem Gespräch zwischen ihm und einem Mitglied der Fraktion der Europäischen Volkspartei teilnehmen, bei dem sie sich über das Europäische Solidaritätskorps unterhalten haben.
Für mich war das Praktikum im Europaparlament beeindruckend. Ich konnte durch dieses Praktikum einerseits die Bedeutung der politischen Entscheidungen, die auf europäischer Ebene getroffen werden, andererseits aber auch die Nähe zum alltäglichen, politischen Geschehen mitverfolgen. Die Internationalität wurde mir nicht nur bewusst, wenn ich in einer großen Sitzung durch meine Kopfhörer die deutsche Übersetzung von einer der 24 Sprachen hörte, die gerade gesprochen wurde, sondern auch wenn ich durch die Flure lief oder auf die verschiedenen Namensschilder der Büros schaute. Hautnah dieses miterlebt zu haben war für mich eine bedeutende und unvergessliche Erfahrung.
Ich möchte mich herzlich bei Tiemo Wölken und seinen Assistenten für die Freundlichkeit und die Zeit, welche alle für mich aufgebracht haben, bedanken. Außerdem möchte ich mich bei den Auricher Wissenschaftstagen bedanken, die mir dieses unvergessliche Praktikum ermöglicht haben.