Von Paul Voß undHannes Bigalski

07.10.2024 bis zum 18.10.2024

Ein rauer Wind kam uns entgegen, als wir am Berliner Hauptbahnhof ausstiegen und direkt von der Großstadt aufgenommen wurden. Wenige Schritte und wir wurden auf „berlinerisch“ begrüßt: „Willkommen in Berlin, Jungs!“. An diesem Sonntagnachmittag warfen wir noch einen interessierten Blick auf das Regierungsviertel. Ein Anblick, der sich gerade in der Abenddämmerung sehr lohnte. So war nicht nur das Reichstagsgebäude angestrahlt, sondern ebenso das Paul-Löbe-Haus, in dem die Abgeordnetenbüros liegen. Dieses Gebäude sollte für die nächsten Tage unser Arbeits- und Lernplatz sein.
Blick auf das Kanzleramt aus dem Paul-Löbe-Haus
Benannt nach dem SPD-Politiker Paul Löbe, welcher unter anderem an der Weimarer Verfassung mitwirkte, ist das Paul-Löbe-Haus in besonderer Weise gestaltet worden. Bewusst wurde daher für den Bau des Gebäudes viel Glas benutzt. Dies ermöglicht nicht nur dem Abgeordneten und Mitarbeitern einen eindrucksvollen Ausblick auf das Regierungsviertel, sondern bietet gleichzeitig dem normalen Bürger einen transparenten Einblick in den Staatsapparat. So konnten wir bereits vor Antritt unseres Praktikums erahnen, in welchen Büros welche Fraktionen zu finden sein könnten. Zudem war es uns möglich in die Ausschussräume zu blicken, das Herz der Legislative. Dort sollten wir in den kommenden Tagen viele wertvolle Eindrücke gewinnen. Neben den Besuchen der Ausschüsse bekamen wir einen tiefen Einblick in die Arbeit eines Abgeordneten und seiner Mitarbeitenden. Schnell fiel auf: Es gibt immer etwas zu bearbeiten. Dazu gehören, das Beantworten von Bürgerfragen aus dem Wahlkreis, das Vor- und Nachbereiten von Ausschüssen, das Wahrnehmen von Terminen die der Öffentlichkeitsarbeit dienen, sowie viele weitere Aufgaben. Die Aufgaben eines Parlamentariers und seiner Mitarbeitenden sind vielschichtig und erfordern Kompetenz in verschiedenen Bereichen. Dies, verbunden mit einer hohen Verantwortung und der Repräsentationspflicht des Volkes, stellte einen herausfordernden Alltag dar.
Blick auf die Spree von der Verbindungsbrücke Paul-Löbe-Haus Jakob-Kaiser-Haus
Für uns hingegen war, es eine willkommene Abwechslung zu unserem Schulalltag. Schließlich hatten wir einen Zugang zu Räumen und Gebäuden die sonst der Öffentlichkeit vorenthalten werden. Durch das Praktikantenprogramm der SPD-Bundestagsfraktion wurden wir zu aktiven Teilnehmern, statt nur eine beobachtende Rolle einzunehmen. Dies ermöglichte uns den Beiträgen der Referenten beizuwohnen, wo wir kritische Fragen stellen konnten und uns spannende Einblicke präsentiert wurden. Einer der Referenten war Fabian Funke, mit dem wir über Ostdeutschland sprechen konnten, sowie der Bundesarbeitsminister Hubertus Heil, welcher viel über das Bürgergeld erklären konnte. Außerdem befanden wir uns in einem Gespräch über Ernährungssicherheit in Konfliktregionen. Neben diese Aktivitäten im Rahmen des Praktikantenprogramms konnten wir diverse Plenarsitzungen besuchen. Diese waren häufig sehr spannend. Am vorletzten Tag durften wir sogar miterleben, wie Olaf Scholz zum Thema Waffenlieferungen an die Ukraine in die Rolle eines normalen Parlamentariers schlüpfte und von der Regierungsbank in die Fraktion ging, um die Frage vom Oppositionsführer Friedrich Merz zu beantworten: Ein seltener Vorfall im Bundestag. Natürlich durften die Gespräche mit Johann Saathoff und seinen Mitarbeitenden nicht fehlen. So gab uns die Sekretärin Kornelia Urban eine Führung durch die Liegenschaften des Bundestages, bei der wir das interessante Tunnelsystem, mit dem alle Gebäude miteinander verbunden sind, bestaunen konnten.
Im Paul-Löbe-Haus – Blickrichtung Kanzleramt
Im Jakob-Kaiser-Haus, welches die Kantine beherbergt, gingen wir immer Mittags für leckeres Essen und gute Gespräche. Da die Liegenschaften des Bundestages so komplex und groß sind, haben wir uns dafür entschieden extra 40 Minuten bevor die Veranstaltung mit Fabian Funke anfing loszugehen. Trotzdem kamen wir fast zu spät. Als wir im Fahrstuhl über die Komplexität des Bundestages sprachen, schaltete sich ein Abgeordneter dazu: „Auch ich finde hier immer noch neue Räume und ich bin schon seit Jahren hier“ Bei den Mitarbeitenden von Johann Saathoff, die Sekretärin Kornelia Urban und dem wissenschaftlichen Mitarbeiter Thorsten Stein konnten wir uns einen Platz im Büro suchen. Die Aufgabe eines wissenschaftlichen Mitarbeiters sind es, sich differenziert mit komplexen Themen aus verschiedenen Gebieten auseinander zu setzen und dem Abgeordneten zuzuarbeiten. In diese Rolle durften wir ebenfalls schlüpfen und Bürgerfragen beantworten. Im Praktikum konnten wir die in der Schule gelernte Theorie in der Praxis erleben, wie das Abstimmen mit den verschiedenen Karten für Ja/Nein/Enthaltung. Diese Praxis löste schnell Begeisterung auf. Eine Begeisterung für Politik und Partizipation, eine Begeisterung dafür, dass wirklich jeder teilhaben kann, etwas zu verändern. Ein Schlüsselfaktor war dabei Johann Saathoff, welcher es stets schaffte, uns mit seiner authentischen Art und Ausstrahlung zu begeistern. Wir sind den Auricher Wissenschaftstagen sehr dankbar, für das Ermöglichen einer so großen Chance und hoffen, dass diese noch vielen weiteren Stipendiaten zuteilwird.
Paul Voß (links), Johann Saathoff (Mitte), Hannes Bigalski (rechts) auf dem Reichstag