Ein Bericht über unser Stipendium der Auricher Wissenschaftstage am Alfred-Wegener-Institut in Bremerhaven vom 6. Oktober – 18. Oktober 2019.
Wir, Aiko Saathoff und Tim Hesberg, sind am Sonntagnachmittag mit dem Auto angereist. Nachdem wir in unsere Unterkunft eingecheckt haben, besuchten wir ein Eishockeyspiel der heimischen Fischtown Pinguins gegen Red Bull München, welches der Gast 2:1 für sich entscheiden konnte.
An unserem ersten Tag sind wir zum AWI gelaufen, welches ca. 2 km entfernt war. Dies wäre auch sehr angenehm gewesen, hätte es nicht angefangen zu regnen. Als wir am Gebäude ankamen, wurden wir sehr freundlich von Dr. Maria Hoerhold begrüßt. Unsere erste Arbeit bestand darin kleine Ampullen (Vials) zusammenzusetzen, welche später zur Befüllung von Proben mit Eisbohrkernen dienen sollten. Anschließend erhielten wir von York Schlomann, unserem Betreuer während des Praktikums, eine Führung durch das Institutsgebäude. Neben den Arbeitsplätzen der Angestellten und den Laboren der Geologie, wo unter anderem ein Röntgengerät für die Analyse von Bodenproben stand, war der Höhepunkt das Eislabor, welches durch die dauerhafte Kühlung auf mindestens -20°C, seiner Größe und der Art nur noch vergleichbar in Japan und der USA aufzufinden ist. Aufgrund der extrem niedrigen Temperaturen waren wir somit während unserer Tätigkeit in dem Labor gezwungen einen dicken Schneeanzug, Mütze, Handschuhe und lange Unterwäsche zu tragen. Nach unserer morgendlichen Busfahrt zum Institut und der Besprechung im Dom D, dem Pausenraum unserer Abteilung, verbrachten wir die Vormittage meist damit, Tüten zu beschriften, welche später als Hilfe für die Sortierung der Eisproben dienten. Nachmittags gingen wir zusammen mit unserem Betreuer ins Eislabor, wo wir 1m lange Eisbohrkerne aus Nordgrönland in 2,5cm kleine Scheiben schnitten und in die vormittags beschrifteten Tüten verpackten, die wir mit einem Schweißgerät verschlossen.
Die Schnittbreite wurde so gewählt, um möglichst kleine Zeitintervalle untersuchen zu können. Danach wurden die zurechtgeschnittenen Eisstücke an Institute verschickt, die am internationalen Projekt zur Untersuchung der Eisbohrkerne beteiligt sind, im hauseigenem Labor analysiert oder in den Lagerhallen für spätere Begutachtungen archiviert. Bei der Analyse wird die chemische Zusammensetzung der Luftbläschen, welche durch den Schneefall eingeschlossen wurden, betrachtet. Dieses durch die Luftbläschen gebildete Klimaarchiv ist dabei in der Art weltweit einzigartig, da weder Baumringe, noch Sedimente oder anderes Vergleichbares einen gleichwertigen Aufschluss über damalige Luftzusammensetzung und Naturereignisse liefern können.
Im ersten Bild ist ein ca. 1m langer Eiskern zu erkennen, welcher vorher in Nordgrönland an der Bohrstelle NGRIP aufwendig erbohrt wurde und danach in Bremerhaven zu dieser Form zurechtgeschnitten wurde. Dabei kann es sich je nach Bohrtiefe um mehrere hunderte Jahre altes Eis handeln.
Im zweiten Bild sind noch einmal genauer die Luftbläschen abgebildet. Die vom Schnee eingeschlossene Luft wurde dabei durch den Druck darauffolgender Schneefälle im Laufe der Zeit in diese Form gepresst. Mit zunehmender Bohrtiefe der Eiskerne ist deswegen die Größe der Luftbläschen immer kleiner. Die Untersuchung der Luftbläschen hätte ebenfalls in unserem Abteil der Glaziologie stattgefunden. Allerdings waren die nötigen Messgeräte leider ausgefallen, weshalb uns dieser Prozess nicht vorgeführt werden konnte.
Im folgenden Bild ist ein Teil eines Bohrkerns aus dem Archiv des AWI's zu sehen, welcher Auskunft über einen regionalen Vulkanausbruch liefert. Dies ist am dunklen Streifen im Eis sehr gut zu erkennen. Gefunden wurde diese Asche in ca. 808m Tiefe. Die Angabe des genauen Zeitpunktes ist dabei nicht immer möglich, da es durch Verschiebungen und Verwehungen des Schnees zu Verschiebungen in den verschiedenen Schichten kommen kann und somit eine genaue Festlegung der Zeitpunkte deutlich erschwert wird. In diesem Beispiel wird allerdings von einem Alter des Bohrkerns von ca. 14.790 Jahren ausgegangen. Dieser Zeitpunkt wird meist durch den Vergleich mit bereits bekannten Events in ähnlichen Eistiefen bestimmt.
Mittwochs fand der wöchentliche Besuch der Lagerhalle am Hafen statt. Dort wurden sowohl alte als auch neue Bohrkerne archiviert und auch für die Expeditionen benötigte Materialien, wie Schneemobile gelagert und instand gesetzt.
Auf dem ersten und dem zweiten Bild ist eine der insgesamt vier Lagerhalle für die Materialien der Expeditionen von außen und innen zu sehen. Hier befinden sich z.B. Schutzkleidung, Zelte oder Schneefahrzeuge.
Auf dem dritten Bild ist dann die Lagerhalle der Bohrkerne zu sehen, welche durch Kühlungsanlagen dauerhaft auf -40°C gekühlt wird, um Veränderungen der Bohrkerne vorzubeugen.
Wir haben während unseres Stipendiums viel über die Vorbereitung der Analysen, die Expeditionen und die Zusammensetzung des Personals des Institutes gelernt.
In unserer Zeit beim Alfred-Wegener-Institut haben wir vor allem erkannt, wie angenehm es ist, in einem für Menschen als wohltemperiert empfundenen Arbeitsumfeld zu arbeiten, aber auch welch großer Aufwand hinter jedem einzelnen unscheinbaren Arbeitsschritt steckt, im Besonderen bei der Analysen der Bohrkerne.
Außerdem hat vor allem Tim erfahren, wie schnell man bei einer Lufttemperatur von -30°C trotz Schutzkleidung frieren kann. Des Weiteren war es uns auch möglich aktuelles Wissen über den Klimawandel zu sammeln, weshalb wir nur an jeden appellieren können, umweltbewusst und umsichtig zu konsumieren und zu handeln. Denn auf Grund der Einmaligkeit unsres Planeten ist der jetzige Umgang mit ihm mehr als bedrohlich.
Für die einzigartige Möglichkeit, die Erfahrungen eines solchen Praktikums gemacht haben zu dürfen, möchten wir allen Mitarbeitern des Alfred-Wegener-Instituts, insbesondere unserem Betreuer York Schlomann, und den Auricher Wissenschaftstagen sehr herzlich danken.